Tagesgeld als stille Reserve

Banken empfehlen Tagesgeld als stille Reserve

Anlage oder Sparen: Tagesgeld bietet die besten Voraussetzungen. Platzhirsch ist und bleibt vorerst allerdings das Sparbuch. Doch selbst der Klassiker spürt inzwischen den zinsstarken Atem der modernen Konkurrenz. Der Vorsprung, den das Sparbuch in der Gunst der Verbraucher derzeit noch hat, verkürzt sich von Jahr zu Jahr. Dazu trägt unweigerlich bei, dass inzwischen fast alle Institute Tagesgeld als Ersatz für das Sparbuch anbieten – mal mehr, mal weniger gut verzinst. Grund genug, bei den Banken zu fragen, welche Rolle Tagesgeld aus ihrer Sicht spielt, wie es in den kommenden Monaten um die Zinsen bestellt ist und welche Alternativen sie Kunden empfehlen, denen Sicherheit und Flexibilität wichtig sind.

Tagesgeld: ein Erfolgsprodukt

Geht es um die Bedeutung von Tagesgeld, lassen die Unternehmen keinerlei Zweifel am Stellenwert aufkommen. "Tagesgeld ist ein Erfolgs-Produkt insbesondere der Direktbanken, die damit seit circa 15 Jahren den bis dahin verkrusteten deutschen Markt für Spareinlagen aufbrechen", sagt Klaus Vehns, General Manager von RaboDirect Deutschland. Für den Erfolg zeichneten vor allem die Einfachheit, die uneingeschränkte Verfügbarkeit und die attraktiven Konditionen verantwortlich.

"Im Vergleich zum Sparbuch bietet das Tagesgeldkonto handfeste Vorteile", heißt es auch von der Bank of Scotland. Sie verweist vor allem auf die höheren Zinsen und die flexible Handhabung ohne Kündigungsfristen. Das macht Tagesgeldkonten aus Sicht der Volkswagen Bank und der ING-DiBa "ideal für die Anlage der täglich verfügbaren Geldreserven". Sie empfiehlt ebenso wie die comdirect Bank für unvorhergesehene Ausgaben das Zwei- bis Dreifache des Nettoeinkommens auf einem Tagesgeldkonto zu deponieren.

Vorsichtige Prognose: Niedrigzinsphase hält an

Etwas bedeckter zeigten sich die Banken bei der Frage nach der Entwicklung der Tagesgeldzinsen im aktuellen Marktumfeld. Die ING-DiBa erklärt, dass sie Zinsprognosen nicht extern kommuniziert. "Dazu können wir leider keine Auskunft geben", schreibt auch die Volkswagen Bank. Zumindest einen kurzen Blick in die Glaskugel wagt die RaboDirect: "Der Leitzins der EZB [Europäische Zentralbank], ein wichtiger Faktor für die Zinsentwicklung auf dem Markt, befindet sich derzeit auf einem äußerst niedrigen Niveau, und es wird nicht erwartet, dass die Zinsentwicklung mittelfristig nach oben geht."

Das derzeit niedrige Zinsniveau können interessierte Leser an unseren seit Januar 2008 geführten Monatsvergleichen zur Zinsentwicklung bei Tagesgeld ablesen:

Zinsentwicklung von Tagesgeldkonten im Monatsvergleich
Zinsentwicklung von Tagesgeldkonten im Monatsvergleich, Stand: 01.11.2012, Daten: Tagesgeldvergleich.net

Alternativen zum Tagesgeld

Am Umstand, dass Tagesgeld im wahrsten Sinne des Wortes konkurrenzlos gut ist, ändert das aktuelle Zinsniveau nur wenig. "Es gibt keine vergleichbare Alternative", betont die Volkswagen Bank. Diese Aussage wird von der Bank of Scotland unterstrichen: "Wer Sicherheit, Flexibilität und eine vergleichsweise gute Verzinsung sucht, kommt an einem attraktiven Tagesgeldkonto nicht vorbei."

Wer zusätzlich zum Tagesgeld eine weitere sichere und flexible Anlageform wünscht, dem rät die comdirect Bank: "Neben dem Tagesgeldkonto bietet sich für die kurzfristige Geldanlage auch das Festgeldkonto an." Konkret werden Laufzeiten von ein bis drei Monaten empfohlen. Der Tipp der RaboDirect: Sie verweist auf die "Sonderformen des Tagesgeldsparens" RaboSpar 30 und RaboSpar 90. "Das Geld ist hier nicht täglich, sondern mit einer Vorlaufzeit von 30 bzw. 90 Tagen verfügbar", erklärt Klaus Vehns. Die ING-DiBa nennt als Alternative ihr Sparprodukt "Zinswachstum" mit einem fest vereinbarten, über fünf Jahre steigenden Zinssatz. Generell gelte aber: "Schuldentilgung ist die beste Geldanlage und sollte daher oberste Priorität haben."

Zur Umfrage: Angesprochen wurden die ING-DiBa, die gewissermaßen den Grundstein für Tagesgeld legte, die 1822direkt und die comdirect bank als deutsche Anbieter, die Volkswagen Bank als Vertreter der Autobanken sowie die Bank of Scotland und RaboDirect als ausländische Institute am deutschen Tagesgeldmarkt. Fünf der sechs Banken respektive Pressestellen haben sich die Zeit genommen, die drei Fragen zu beantworten. Dafür ein herzliches "Danke schön". Lediglich aufseiten der 1822direkt herrschte Stillschweigen. Sie äußerte sich trotz ihres hohen Serviceanspruchs weder telefonisch noch per E-Mail zum Thema Tagesgeld.

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Welche Banken derzeit die höchsten Zinsen aufs Tages- und Festgeld bieten, zeigen unsere Vergleiche: