Aus zwei Wettbewerbern sind Verbündete geworden

Interview mit Dr. Tamaz Georgadze, Co-CEO Raisin DS

Im Juni gaben die Zinsportal-Betreiber Raison sowie Deposit Solutions ihre Fusion bekannt. Aus beiden Fintechs geht nun Raisin DS hervor. Was das für die Sparer und ihre Anlagen bedeutet, was sich ändert und ob es damit ein Monopol auf dem Markt gibt - diese Fragen beantwortert Raisin-Chef Tamaz Georgadze im Gespräch.

Woran wird der Kunde merken, dass es demnächst nur noch einen Anbieter gibt? Oder werden beide Plattformen weiterbestehen?

Für unsere Kundinnen und Kunden ändert sich vorerst nichts. Alle Marktplätze – WeltSparen, ZINSPILOT und Savedo – werden regulär fortgeführt. Lediglich die Firmierung der Betreiberfirmen ändert sich zu Raisin DS GmbH. Der Zusammenschluss zur Raisin DS GmbH ist für beide Unternehmen der nächste logische Schritt, um als ein Team unseren Kundinnen und Kunden sowie Partnern noch bessere Lösungen zu bieten. Sie werden in Zukunft von einer größeren Auswahl an Banken mit noch mehr verfügbaren Sparangeboten profitieren.

Interview mit Tamaz Georgadze - Juli 2021
Dr. Tamaz Georgadze, Co-CEO Raisin DS
© Lukas Schramm

Wie sieht es mit dem Kundenservice aus?

Der Kundenservice von WeltSparen und Zinspilot steht wie gehabt allen Kundinnen und Kunden zur Verfügung und ist per Telefon oder per E-Mail wie gewohnt erreichbar.

Die Sparzinsen in Europa sind historisch niedrig, die Banken ächzen unter zu vielen Einlagen. Inwieweit war eine Fusion auch ein Ausweg aus diesem Dilemma?

Null- und Negativzinsen sind eine finanzielle Belastung für die Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch für die Hausbanken. Viele von ihnen sind mit Liquiditätsüberschüssen konfrontiert und geben die Negativzinsen der EZB in Form von Verwahrentgelten direkt an ihre Kundinnen und Kunden weiter. Währenddessen sind viele spezialisierte Banken ohne eigenes Retail-Geschäft auf Einlagen angewiesen, um Leistungen wie Kreditfinanzierung oder Factoring anbieten zu können.

Mit unserem Geschäftsmodell liefern wir eine Lösung für diese Probleme. Die Fusion zu Raisin DS ermöglicht größere Transparenz und ein breiteres Angebot für Bankpartner und Konsumenten. Einlagen aufnehmende Banken aus ganz Europa, darunter viele mit einem auf B2B spezialisierten Geschäftsmodell, erhalten über uns einen besseren Zugang zur Einlagenfinanzierung. Klassische Finanzdienstleister können aus einer höheren Anzahl an Sparprodukten von mehr Banken sowie neuen Implementierungsoptionen für ihre hauseigenen Zinsmarktplätze wählen. Nicht zuletzt profitieren Sparerinnen und Sparer von einer größeren Produktauswahl.

Von welchen Vorteilen werden beide Unternehmen nach der Fusion profitieren?

Raisin DS kombiniert die langjährig gewachsenen Stärken und Kompetenzen von Raisin und Deposit Solutions in einem Unternehmen. Deposit Solutions war als B2B-Open-Banking-Plattform im Spareinlagenmarkt führend und betreibt Zinsmarktplätze für über 150 Finanzinstitute. Raisin hatte sich als pan-europäischer B2C-Marktplatz für Spar- und Investmentprodukte etabliert und ist in über 30 Ländern aktiv. Beide Angebote werden unter unter einem Dach vereint. Mit gemeinsamen Kräften können wir unsere Reichweite deutlich steigern, die Marktdurchdringung in Europa erhöhen und unser US-Geschäft vorantreiben. Zusammen haben wir die einmalige Möglichkeit, die Zukunft des Spar- und Investmentmarkts mitzugestalten und als Fintech-Vorreiter “made in Germany” international zu wachsen.

Mehr Innovation, mehr Dynamik – Wettbewerb belebt bekanntlich das Geschäft. Inwieweit wird der Blick auf einen Wettbewerber jetzt fehlen?

Wir sehen uns in erster Linie als starken Partner für Banken und Finanzdienstleister sowie als Vorreiter für Open-Banking in Europa und den USA. Obwohl aus zwei direkten Wettbewerbern Verbündete geworden sind, wird es in der Finanzbranche immer Wettbewerb und damit auch Dynamik geben – auf verschiedene Geschäftsbereiche oder Märkte bezogen. Raisin DS entwickelt sich beständig weiter, auch neben dem Einlagengeschäft. Im deutschen Markt sind wir schon heute eine Plattform für Geldanlage mit Investment- und Altersvorsorgeprodukten und einem Angebot für Geschäftskunden. Mit der Raisin Bank gehört auch eine eigene Servicing-Bank zu unserem Unternehmen. Innovationen entstehen somit auf ganz verschiedenen Ebenen.

Wie zufrieden ist Raisin nach einem Jahr mit seinem Engagement in den USA, z. B. mit der dort verwendeten "Savings-as-a-Service"-Bankensoftware?

Wir sind mit der Entwicklung im US-Markt zufrieden. Vor wenigen Wochen ist die MapleMark Bank aus Dallas, Texas, als erster Bankpartner in den Vereinigten Staaten gestartet. Die Bank bietet ihren Kundinnen und Kunden über unsere "Savings-as-a-service"-Software individualisierte Sparprodukte auf ihrer eigenen Website an. Mit mehreren weiteren US-Banken sind wir bereits seit dem letzten Jahr in der Implementierungsphase. Durch die Corona-Pandemie und damit verbundene Einschränkungen haben sich in den USA viele Entscheidungen, bei denen Dritte benötigt wurden, leider verzögert. Diese Zeit haben wir produktiv genutzt, um unsere Technologie zweifach zu patentieren und an eines der größten Kernbanksysteme in den USA, Jack Henry & Associates’ Symitar, anzubinden.

Wie hat sich die Pandemie auf den Markt in Europa und in den USA ausgewirkt?

Auf beiden Seiten des Atlantiks hat sich das Spar- und Anlageverhalten der Bevölkerung in der Corona-Pandemie verstärkt. Viele haben ihre Konsumausgaben reduziert und deutlich mehr gespart. Bei vielen Menschen haben die unsicheren Monate der Pandemie das Bewusstsein für finanzielle Rücklagen geschärft. Sie suchen nach attraktiven, gut verzinsten Konditionen, um ihr Vermögen aufzubauen und vorzusorgen. Deutschland liefert dafür ein gutes Beispiel: Die Sparquote der privaten Haushalte lag hierzulande im ersten Quartal 2021 bei einem historischen Rekordhoch von 23 Prozent.

Für Raisin DS versprechen beide Märkte enormes Wachstumspotenzial: Der europäische Einlagenmarkt zählt aktuell ein Volumen von rund 20 Billionen Euro aus. Der Einlagenmarkt in den USA ist auf rund 17 Billionen US-Dollar angewachsen.


Hintergrund
Am 25. Juni 2021 erklärten Raisin und Deposit Solutions, dass sie den weiteren Weg gemeinsam beschreiten werden. Künftig agieren die Firmen als Raisin DS. In einer separaten Veröffentlichung betrachten wir den Zusammenschluss detailliert.


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