Wie sicher sind ausländische Direktbanken?
Wie sicher sind ausländische Direktbanken?
Seit Jahren sind es immer wieder ausländische Direktbanken, die in unseren Vergleichen für Tagesgeld oder Festgeld an der Spitze stehen. Ob langjährig bekannte Namen wie Cortal Consors und MoneYou oder neue Angebote wie die der Renault Bank direkt (Frankreich), der DenizBank (Österreich), der FiBank (Bulgarien) oder der Crédit Agricole Consumer Finance (Frankreich) – immer mehr ausländische Banken werben in Deutschland um Neukunden.
Warum zieht es ausländische Direktbanken nach Deutschland?
Deutschland hat mit über 80 Mio. Einwohnern ein deutlich höheres Potenzial an Kunden als etwa Frankreich (66 Mio.), die Niederlande (17 Mio.), Schweden (9 Mio.) oder Österreich (8,5 Mio.). Darüber hinaus sind für viele Banken die einheimischen Märkte bereits gesättigt.
Zu erkennen ist dies am hohen Marktanteil im Heimatland, der beispielsweise bei der französischen Crédit Agricole 28 Prozent und bei der niederländischen Rabobank sogar über 40 Prozent beträgt.
Im Heimatland können solche Banken nur noch über einen Verdrängungswettbewerb wachsen. Ein schnelleres Wachstum ist durch die Expansion in neue Zielmärkte und -länder möglich – wie eben Deutschland. Mit mehr als 80 Mio. Einwohnern ist das Potenzial für die neuen Banken meist sogar höher als im Heimatland.
Warum sind ausländische Direktbanken so oft Spitzenreiter mit den höchsten Zinsen?
Im Tages- und Festgeldbereich spielen Direktbanken ihre Kostenvorteile gegenüber Filialbanken aus. Die Kontoführung ist meist nur online und/oder telefonisch möglich, eine persönliche Beratung oder Filialen gibt es nicht.
Oftmals ist das Zinsniveau im Heimatland auch deutlich höher als in Deutschland, so daß es trotz Spitzenzinsen in unseren Vergleichen für die ausländischen Direktbanken günstiger ist, auf diese Weise an Neukundeneinlagen zu kommen als zu Hause.
Sehr gut zu erkennen ist dies daran, dass Banken wie MoneYou oder die NIBC in ihrem Heimatland (in diesem Fall den Niederlanden) höhere Zinsen anbieten als in Deutschland.
Angenehmer Nebeneffekt für die Banken: das hierzulande günstig eingeworbene Geld kann im Heimatland zu höheren Zinsen wieder verliehen und die Zinsdifferenz als Gewinn eingestrichen werden.
Ist das Risiko bei einer ausländischen Direktbank höher?
Im Grunde nicht, denn Sicht- und Termineinlagen sind bei allen Banken mit Sitz in der EU gesetzlich in gleicher Höhe abgesichert (siehe dazu unseren Ratgeber zur Einlagensicherung). Zumindest bis zu dieser Sicherungsgrenze von derzeit 100.000 Euro pro Kunde und Bank besteht ein rechtlicher Anspruch auf Entschädigung.
Unterschiede gibt es jedoch in der Dauer des Bestehens der jeweiligen Einlagensicherungstöpfe. Während diese in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden oder Österreich bereits seit vielen Jahren existieren und sich in der Vergangenheit bereits bewährt haben, sind die Sicherungssysteme in Ländern wie Estland, Lettland oder Bulgarien noch jung, die Töpfe der Sicherungsfonds und Entschädigungseinrichtungen damit noch nicht so hoch gefüllt.
Im Falle größerer Bankenpleiten könnte es also passieren, dass Sparer nicht innerhalb der EU-weit gesetzlich vorgeschriebenen Frist von 20 Werktagen entschädigt werden. Zwar würde bei Versiegen der Mittel der nationalen Sicherungssysteme immer der jeweilige Staat bzw. im schlimmsten Fall die Europäische Union über Notkredite für die Entschädigung der Sparer aufkommen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würde dies aber deutlich länger dauern.
Worauf sollten Sparer bei ausländischen Direktbanken achten?
Wichtig: bei Ländern wie Estland, Lettland oder Bulgarien nur überschaubare Zeiträume wählen und – egal aus welchem Land die jeweilige Direktbank kommt – nie mehr als die gesetzlich abgesicherten 100.000 Euro pro Sparer und Bank anlegen. Größere Beträge auf mehrere Personen oder Banken verteilen.
Die Angebote der in diesem Ratgeber genannten Banken finden Sie in unseren aktuellen Tages- und Festgeldvergleichen:
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