Kostenfallen bei Geldanlagen - eine aktuelle Untersuchung

Schwarzbuch Sparanlagen - wo lauern Kostenfallen?

Sparen soll sich lohnen. Doch längst nicht alle Angebote, die hohe Zinsen und absolute Sicherheit versprechen, sind auch dazu geeignet, das Kapital zu vermehren. Schlimmstenfalls steht unter dem Strich ein Wert mit negativem Vorzeichen und wird weniger ausgezahlt, als ursprünglich investiert wurde. Als Kostenfalle erweisen sich dann meist Gebühren, bisweilen aber auch Risiken, auf die nur unzureichend hingewiesen wird.

Nicht alles ist Gold, was glänzt

Das hört sich schlimmer an, als es ist. Zweifelsohne gibt es Offerten, bei denen schon das Zinsversprechen Bauchschmerzen bereiten sollte. Dabei handelt es sich dann aber meist um Angebote von Firmen, die eher unbekannt sind. Bei großen Bankhäusern, die im Filialbetrieb oder als Direktbank agieren, sind die reinen Sparanlagen meist kostenfrei. Dafür sorgt nicht zuletzt der große Konkurrenzdruck. Denn ist ein Produkt zu teuer oder für den Kunden unrentabel, stehen gleich Dutzende Alternativen zur Auswahl, die ähnliche oder bessere Konditionen bieten – zum Beispiel beim Festgeld oder in der Sparte Tagesgeldkonten.

Gute Nachricht: keine Kostenfallen bei reinem Tagesgeld und Festgeld

Die gute Nachricht unserer Recherchen: alle von uns verglichenen Tages- und Festgeldangebote kommen ohne versteckte Kostenfallen aus. Die Kontoeröffnung ist ebenso kostenlos wie die Kontoführung und auch die Kontoauszüge gibt es bei allen Anbietern kostenlos – wenn auch manchmal nur online, was aber bei einem online geführten Tagesgeldkonto kein Problem darstellen sollte.

Auch die Auflösung eines Tages- oder Festgeldkontos sowie Ein- und Auszahlungen in Form von Überweisungen sind in aller Regel gebührenfrei. Nicht nur aus diesem Grund zählen beide Sparformen zu den beliebtesten der letzten Jahre und eignen sich für jeden Sparer und natürlich auch Anleger.

Welche Banken dabei die höchsten Zinsen bieten, zeigen unsere Vergleiche:

Kontoführungs- und Nicht-Nutzungsgebühren

Nichtsdestotrotz gibt es auch bei den klassischen Sparanlagen Kostenfallen, auf die man achten sollte. Ein typisches Beispiel ist die Kombination aus Tagesgeld mit Girokonto. Während das Tagesgeldkonto kostenfrei angeboten wird, muss beim Girokonto ein Gehalt gebucht werden, damit keine Gebühren in Rechnung gestellt werden. Nutzt man das Konto nicht und ist nur auf die Tagesgeldzinsen aus, wird es teuer. Angenommen, für das Tagesgeld werden 1,00 Prozent Zinsen pro anno gewährt, stünde bei einem Anlagebetrag von 10.000 Euro ein Zinsgewinn von 100 Euro auf dem Auszug. Davon müssten dann die Kontoführungsgebühren abgezogen werden. Bei einer Pauschale von 4,95 Euro wären das pro Jahr 59,40 Euro. Damit reduziert sich der Gewinn auf 40,60 Euro. Außen vor bleiben bei diesem Beispiel mögliche Dispositionszinsen, wenn das Girokonto nicht ausreichend gedeckt ist.

Während die Kontoführungsgebühren relativ deutlich kommuniziert werden, gibt es auf der anderen Seite Posten, die in den umfangreichen Preis- und Leistungsverzeichnissen ein wenig untergehen und damit schnell übersehen werden.

  • Die Postbank verlangt bei Sparkonten zum Beispiel einen Euro pro Monat, wenn der Kontoinhaber nicht minderjährig ist oder mehrere Konten bei der Bank unterhält, das Konto weniger als 60 Euro Guthaben aufweist und in den vergangenen fünf Jahren brach lag (Preis- und Leistungsverzeichnis, Stand 1. Oktober 2012). Ähnlich verhält es sich bei der TARGOBANK. Hier heißt es: "Entgelt für Solo-Sparkonten von volljährigen Kunden ohne Kontobewegung in den letzten drei Jahren mit Guthaben unter 50 Euro." In dem Fall wird ein Pauschalentgelt von 12,00 Euro erhoben (Preis-und Leistungsverzeichnis, Stand 1. Oktober 2012).
  • Relativ teuer wird es, wenn bei der Santander Bank ein Sparkonto eröffnet wird und die Belege nicht in Form eines Auszugs, sondern als Buch gewünscht werden. Die Position „Sparkonto Kontoführungsgebühr, Ausstattung“ sieht für die Buchform einen Euro monatlich vor (Preis- und Leistungsverzeichnis, Stand 07/2012).
  • Wundern wird sich auch so manche Großmutter oder so mancher Opa, wenn er einen Sparvertrag zugunsten der Enkelin oder des Enkels einrichten möchte. Viele Banken erheben für diesen Service eine Gebühr. Bei der HypoVereinsbank kostet die „Einrichtung eines Sparvertrages zu Gunsten Dritter“ immerhin 20 Euro (Preis- und Leistungsverzeichnis, Stand 28.September 2012).

Bei Festgeld plus Fonds schwingt immer ein Risiko mit

Da beim Sparbuch, einem Tagesgeldkonto oder Festgeld angesichts der aktuellen Marktlage eher selten wirklich hohen Zinsen gezahlt werden können, gehen einige Banken dazu über, Kombinationen zu kreieren. Beliebt ist vor allem die Liaison von Festgeld mit Fonds. Das heißt, der Kunde investiert 50 Prozent des Anlagebetrages in Festgeld und erhält dafür einen vergleichsweise hohen Zins. Die übrigen 50 Prozent werden in Fonds angelegt. Wer sich auch bei diesen Angeboten nur auf den Zins konzentriert, wird in der Regel bitter enttäuscht. Denn Fonds sind fast immer mit Kosten verbunden, angefangen beim Ausgabeaufschlag bis hin zur Depotgebühr.

Bekannt ist in dem Zusammenhang vor allem das „Fest & Fond“-Angebot der comdirect Bank. Aktuell steht dieses Produkt nicht zur Auswahl. Zuletzt wurden für sechs Monate rund 4,00 Prozent Zinsen p.a. geboten. Das ist sehr hoch gegriffen und damit entsprechend lukrativ. Der Mindestanlagebetrag waren 1.000 Euro, die auf Fonds und Festgeld aufgeteilt werden mussten. Dazu eine Beispielrechnung:

  • 500 Euro zu 1,00 Prozent p.a. bringen in sechs Monaten rund 10 Euro Zinsen. Von den anderen 500 Euro gingen im Schnitt 2,5 Prozent Ausgabeaufschlag ab, macht 12,50 Euro. Schon zu diesem Zeitpunkt decken die Zinsen nicht einmal die Gebühren. Hinzu kommt bei der comdirect Bank, dass ohne Sparplan, Girokonto oder mindestens zwei Orders pro Quartal Depotgebühren berechnet werden: 1,95 Euro pro Monat. Das wären in sechs Monaten 11,70 Euro, sofern die Voraussetzungen für die Gebührenbefreiung nicht erfüllt werden. Um die Kosten – 12,50 Euro plus 11,70 Euro gleich 24,20 Euro – durch Kursgewinne auszugleichen, müsste der Fonds über 4,8 Prozent zulegen.

Derlei Angebote, die auch bei vielen Sparkassen ab 10.000 Euro Anlagebetrag erhältlich sind, lohnen sich nur, wenn man langfristig plant und ohnehin in Wertpapiere investieren möchte. Dabei müssen dann neben den Kosten auch die Risiken bedacht werden. Denn Fonds klettern nicht automatisch nach oben, sondern können binnen kürzester Zeit auch deutlich an Boden verlieren.

Festzinsanlagen – dubiose Investments in Immobilien oder Solarparks

Diese Tatsache sollte sich auch jeder vor Augen führen, der auf Angebote trifft, die mit 7,65 Prozent p.a. bei einem Einstand von 3.000 Euro locken oder sogar mit zweistelligen Zinssätzen werben – und das bei nur 180 Tagen Laufzeit. Bei diesen "Festzinsanlagen" handelt es sich nicht um Festgeld. Es sind Anleihen, die in Immobilien, Solaranlagen oder Fremdwährung investieren. Die Prospekte malen die Anlage in den buntesten und schönsten Farben aus: "Nicht nur starke Sicherheiten, Transparenz und große Flexibilität, sondern auch langfristig sehr stabile und überdurchschnittliche Erträge", heißt es zum Beispiel auf einer Seite, die mit einem einmaligen Sicherheitskonzept wirbt.

Dieser Werbung lässt sich relativ schnell der Wind aus den Segeln nehmen. Denn wenn es wirklich so einfach wäre, hohe Renditen mit Wohnimmobilien oder Solarparks in Italien zu erwirtschaften, warum werden dann namhafte Fonds wie der AXA Immoselect abgewickelt und haben Öko-Zertifikate, die unter anderem auf Solarenergie bauen, bis zu 60 Prozent verloren? Weil es eben keine Sicherheiten gibt. Bleiben die Wohnungen leer, gibt es kein Geld. Bringen die Solarzellen nicht die – meist sehr großzügig – kalkulierte Leistung, ist auch die Rendite eher mager oder fällt ganz flach. Selbst der Anlagebetrag ist dann nicht mehr sicher.

Nur in Produkte investieren, welche der Anleger versteht

Für Sparer heißt das: Investitionen sind nur dann sinnvoll, wenn sie auch verstanden werden. Beim Sparbuch, dem Festgeld und auch bei Tagesgeld dürfte es diesbezüglich nicht viel Klärungsbedarf geben, gleichwohl sollten mögliche Kosten beachtet werden. Kommen aber Fonds oder gar Anleihen ins Spiel, wird es schon komplizierter und geht in eine Richtung, die vielen Verbrauchern suspekt ist. Dann geht es nicht ums Sparen, sondern schlichtweg ums Anlegen. Und das ist immer mit Risiken verbunden.

Die gesamte Studie gibt es natürlich auch als PDF-Version zum Download:

Zum PDF-Download »

Bildmaterial: © WoGi - Fotolia.com, © Daniel Ernst - Fotolia.com