So viel Geld verschenken Sparer
Zur aktuellen Situation
Die Privathaushalte in Deutschland legen seit Jahr und Tag zu viel Geld aufs Girokonto und in Spareinlagen sowie in Form von Lebens- und Rentenversicherungen und zu wenig Geld am Aktienmarkt an und wechseln bei Zinsprodukten auch nicht konsequent zu den Banken mit den höchsten Zinsen. Die Folgen: verschenkte Zinserträge und Renditen, deren Umfang wir als Redaktion für unsere Leser hier berechnet haben.
Ein Blick auf die Verteilung des Geldvermögens der Privathaushalte im Zeitverlauf bestätigt unsere These: zu viel Geld liegt unverzinst oder nur zu durchschnittlichen Zinsen auf Girokonto und Spareinlagen, zu wenig Geld hingegen steckt in Aktien und Fonds/ETFs:
Die wichtigsten Fakten
- 4,42 Milliarden Euro an Zinserträgen haben Sparer in Deutschland bei Tagesgeld alleine im Januar 2025 verschenkt, weil sie nicht zu einer der Banken mit den höchsten Zinsen gewechselt sind. Für das abgelaufene Jahr 2024 kommen wir in unseren Berechnungen auf 55,54 Milliarden Euro.
- Beim Festgeld belief sich die Höhe der verschenkten Zinsen im Januar 2025 auf 297,95 Millionen Euro für Laufzeiten bis zwei Jahre und 193,37 Millionen Euro für Laufzeiten größer zwei Jahre. Für das Gesamtjahr 2024 kommen wir auf 2,98 bzw. 2,96 Milliarden Euro verschenkte Zinserträge.
- 74,2 Milliarden Euro mehr Rendite hätten Sparer alleine im Januar 2025 bei einem Investment in den S&P 500 anstelle von Zinsprodukten bei Banken erzielt. Bei einem Investment in den Stoxx Europe 600 wären sogar 175,9 Milliarden Euro mehr mehr an Rendite drin gewesen.
- 564,6 Milliarden Euro Rendite haben Sparer in Deutschland 2024 verschenkt, weil sie ihr Geld nicht am Aktienmarkt investiert - in diesem Fall in den S&P500, sondern auf Spareinlagen bei der Bank angelegt haben. Hätten sie ihr Geld in den Stoxx Europe 600 investiert, wären immerhin noch 130,8 Milliarden Euro mehr Rendite drin gewesen als die Zinserträge auf ihre Spareinlagen kassiert haben.
- Um das Volumen der verschenkten Zinserträge und Renditen einmal einzuordnen, anbei die Daten pro Kopf für 2024:
6.721 Euro gegenüber der Rendite des S&P500
1.557 Euro gegenüber der Rendite des Stoxx Europe 600
661 Euro beim Tagesgeld, weil nur zu durchschnittlichen Zinsen anstatt zu den bestmöglichen angelegt - Richtig spannend wird es auf lange Sicht. Seit 2004 hätten Sparer pro Kopf so viel mehr an Geld haben können, wenn sie am Aktienmarkt anstatt in Spareinlagen angelegt hätten:
46.400 Euro beim S&P500
25.250 Euro beim Stoxx Europe 600
Zur Systematik unserer Berechnungen
Für das Volumen der Spareinlagen und die durchschnittlichen Zinsen greifen wir auf die monatlichen Veröffentlichungen der Deutschen Bundesbank zurück. Den durchschnittlichen Zinssätzen stellen wir beim Tagesgeld die Top5-Zinsen und beim Festgeld die höchsten Zinsen für die entsprechende Laufzeit aller von uns ausgewerteten Banken gegenüber und berechnen aus der Zinsdifferenz den monatlich sowie jährlich entgangenen Zinsertrag. Für Tagesgeld haben wir die Top-Zinsen seit Januar 2008 erhoben, für Festgeld erst seit Februar 2016. Dementsprechend weichen die Startpunkte unserer Berechnungen bei diesen beiden Sparformen voneinander ab.
Tagesgeld
Monatswerte
Jahreswerte
Festgeld
Monatswerte
Jahreswerte
Hinweis
Die verschenkten Zinserträge bei täglich fälligen Einlagen liegen deshalb um ein Vielfaches über denen für Festgeld, weil deren Volumen so ungleich höher ist:
Diese Zinsen sind für Sparer derzeit noch drin
bis zu
3,50% p.a.
Durchschnittszins
3,25% p.a.
von 3 Angeboten
bis zu
3,40% p.a.
Durchschnittszins
2,29% p.a.
von 19 Angeboten
bis zu
2,90% p.a.
Durchschnittszins
2,05% p.a.
von 65 Angeboten
bis zu
2,80% p.a.
Durchschnittszins
2,09% p.a.
von 85 Angeboten
bis zu
2,65% p.a.
Durchschnittszins
2,12% p.a.
von 108 Angeboten
bis zu
2,61% p.a.
Durchschnittszins
2,13% p.a.
von 78 Angeboten
Verschenkte Rendite
Zur Systematik unserer Berechnungen
Unsere Zahlen zur verschenkten Rendite sind als Maximalwertrechnungen zu verstehen. Natürlich erwartet niemand, dass Verbraucher das gesamte Geld, welches bislang in Spareinlagen steckte, in Wertpapiere umschichten. Dafür haben Tagesgeld als Liquiditätsreserve und Festgeld - am besten als Leiterstrategie - immer ihre Berechtigung. Die Zahlen sollen vielmehr das Bewusstsein dafür schärfen, dass Sachwertanlagen mittelfristig unter Renditegesichtspunkten Spareinlagen immer überlegen sein werden.
Für die Maximalwertbetrachtung nehmen wir an, die Verbraucher würden monatlich ihr gesamtes bislang in Spareinlagen angelegtes Geld am Aktienmarkt anlegen. Für das Volumen der Spareinlagen sowie die Zinsen darauf greifen wir wieder auf die Daten der Deutschen Bundesbank bzw. das Data Warehouse der EZB zurück und für die Rendite am Aktienmarkt nehmen wir die Monatsschlusskurse bzw. deren Veränderung zum Vormonat des S&P 500 sowie des Stoxx Europe 600 als etablierte Aktienindizes.
S&P 500 bzw. Stoxx Europe 600 statt Spareinlagen
Welche Rendite Verbraucher in Deutschland seit 2004 monatlich, jährlich sowie kumuliert verschenken, weil sie ihr Geld in Form von Spareinlagen bei Banken anlegen statt etwa über einen ETF in den S&P 500 oder den Stoxx Europe 600, zeigen unsere nachfolgenden Zeitreihen:
Monatswerte
Jahreswerte
Kumulierte Werte
Wie investiere ich am einfachsten in Aktien?
Wer in Aktien investieren will, muss nicht hunderte Aktien einzeln kaufen, sondern kann auf zahlreiche ETFs (börsengehandelte Indexfonds) machen das heutzutage für geringe laufende Kosten zum Kinderspiel:
Der Einstieg mit ETFs
Ein Vergleich der Zahlen und Daten belegt, dass man mit Wertpapieren eine weitaus höhere und mitunter auch stabilere Rendite erzielen kann. Empfohlen werden insbesondere ETF (Exchange Traded Funds). Sie bilden in der Regel einen Index ab, sodass Anleger mit nur einem Papier in hunderte oder gar tausende Werte investieren können. Daher gehören die Produkte rund um den MSCI World zu den gefragtesten ETFs. Dazu trägt auch die optimale Kostenstruktur bei – die deutlich günstiger ist als bei aktiv gemanagten Fonds.
Dass der Tipp, so auch von der Stiftung Warentest, auf einen Welt-Aktien-Index zu setzen, berechtigt ist, untermauern die Statistiken zur langfristigen Wertentwicklung auf US-Dollar-Basis. Der „schwächste“ Ableger, der MSCI ACWI IMI, hat Anlegern seit 1994 im Schnitt 7,74 Prozent p.a. eingebracht. Bei 11,69 Prozent p.a. steht der MSCI World Quality. Das sind Werte, von denen Tagesgeldsparer nur träumen können.
Musterportfolios 60 Prozent Aktien weltweit + 40 Prozent Anleihen weltweit
Wer in den MSCI World Index investieren will, kann das per ETF tun. Nachfolgend ein Vorschlag unserer Redaktion für ein Depot aus 60 Prozent Aktien (MSCI World ACWI) und 40 Prozent Staatsanleihen - umgesetzt mit nur zwei kostengünstigen ETFs mit 0,20 Prozent laufenden Kosten pro Jahr und bei den nachfolgenden Brokern gebührenfrei per Sparplan ab einem Euro monatlicher Sparrate pro ETF besparbar:
Eine weitere Möglichkeit, mit nur zwei ETFs per Sparplan weltweit in Aktien und Anleihen zu investieren, stellen wir Ihnen nachfolgend mit dem Vanguard FTSE All World ETF und dem iShares Core Global Aggregate Bond vor. Der Vanguard FTSE All World ETF umfasst mehr als 3.500 Unternehmen (zum Vergleich: der MSCI World bildet nur rund 1.600 Unternehmen ab). Anleger investieren hier quasi in die Welt-AG. Über den iShares Core Global Aggregate Bond decken Anleger Anleihen aus derzeit 44 Ländern ab. Beide ETFs sind thesaurierend, behalten innerhalb des ETFs angefallene Dividenden also ein und legen sie automatisch wieder in dieselben Fondsanteile an. Für Anleger bedeutet das: einfacheres Handling, da ausgeschüttete Dividenden nicht manuell wieder angelegt werden müssen. Bei der Gewichtung empfehlen wir: je jünger der Anleger, desto höher der Aktienanteil und umgekehrt.
Beste Zinsen auf Tages- und Festgeld
Welche Banken derzeit die besten Zinsen aufs Tagesgeld oder Festgeld bieten, können Sie unseren aktuellen Vergleichen entnehmen: