Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
Was versteht man unter der Geldumlaufgeschwindigkeit?
Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gibt an, wie häufig die Geldmenge einer Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres im Durchschnitt umgesetzt wird, also den Besitzer wechselt. Dabei unterscheidet man in eine Geldumlaufgeschwindigkeit aus mikroökonomischer und eine aus makroökonomischer Sicht.
Geldumlaufgeschwindigkeit aus mikroökonomischer Sicht
In der Mikroökonomik bestimmt sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V) wie folgt:
V = Umsatz / (Geldmenge x Zeit)
Beispiel
Drei Marktteilnehmer haben zusammen eine Geldmenge (M) von 400 Euro. Mit dieser Geldmenge tätigen sie in ihrer kleinen Volkswirtschaft einen Umsatz von 450 Euro und erzeugen innerhalb eines Jahres durch ihre Transaktionen ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 300 Euro.
Umsatz | Teilnehmer 1 | Teilnehmer 2 | Teilnehmer 3 | BIP | |
---|---|---|---|---|---|
Geldmenge zu Beginn | 50,00 EUR | 150,00 EUR | 200,00 EUR | ||
Teilnehmer 1 baut Obst und Gemüse an und verkauft es an Teilnehmer 2 für 150 Euro | 150,00 EUR | 200,00 EUR | 0,00 EUR | 200,00 EUR | 150,00 EUR |
Teilnehmer 2 verarbeitet das Obst und Gemüse in seinem Restaurant und verkauft das Essen an Teilnehmer 3 für 200 Euro | 200,00 EUR | 200,00 EUR | 200,00 EUR | 0,00 EUR | 50,00 EUR |
Teilnehmer 3 arbeitet auf den Feldern von Teilnehmer 1 und erhält dafür 100 Euro Lohn | 100,00 EUR | 100,00 EUR | 200,00 EUR | 100,00 EUR | 100,00 EUR |
450,00 EUR | 300,00 EUR |
In unserem Beispiel beträgt die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes:
V = 450 Euro / (400 Euro x 1 Jahr) = 1,125 / Jahr
Das in unserer kleinen Volkswirtschaft vorhandene Geld läuft also etwas mehr als einmal pro Jahr um.
Das Bruttoinlandsprodukt ist deshalb niedriger als der Umsatz, weil Teilnehmer 2 von den 200 Euro Umsatz die Vorkosten von 150 Euro für den Wareneinkauf abziehen muss, also nur 50 Euro Wertschöpfung stattgefunden haben.
Geldumlaufgeschwindigkeit aus makroökonomischer Sicht
Aus makroökonomischer Sicht ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V) die Summe aller realen Transaktionen einer Volkswirtschaft im Verhältnis zum Geldbestand selbiger. Eine vereinfachte Form der Berechnung nutzt dabei das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Geldmenge als Größen. Da es verschiedene Geldmengen gibt (M1, M2, M3), ergeben sich natürlich auch verschiedene Umlaufgeschwindigkeiten V1, V2 und V3.
Die Formel für die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes aus makroökonomischer Sicht lautet:
Vi = BIP / Mi
Da es sich beim nominalen Bruttoinlandsprodukt um eine gesamtwirtschaftliche Einkommensgröße handelt, wird die so ermittelte Geldumlaufgeschwindigkeit auch als Einkommensumlaufgeschwindigkeit bezeichnet.
Quantitätsgleichung
M x V = P x Q ist eine der fundamentalen Gleichungen der Volkswirtschaftslehre und wird als Quantitätsgleichung oder auch Transaktionsgleichung, Verkehrsgleichung bzw. Tauschgleichung bezeichnet. Die einzelnen Buchstaben stehen für folgende Größen bzw. Aggregate:
- M = verfügbare Geldmenge
- V = Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
- P = Preisniveau
- Q = verfügbare Güter innerhalb einer Volkswirtschaft
Wenn eine Zentralbank die Geldmenge kurzfristig stark erhöht, das Wirtschaftswachstum aber dahinter zurückbleibt, müssen entweder die Preise steigen oder die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinken.
Umgekehrt gilt: verringert eine Zentralbank die Geldmenge stärker als sich das Wirtschaftswachstum ändert, müssen die Preise sinken oder die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigen.