Deutschland ist von einer starken Spartradition geprägt

Interview mit Kaido Saar, Vorstandsvorsitzender der BIGBANK

Die BIGBANK aus Estland bietet deutschen Sparern seit Jahren überdurchschnittliche Festgeldzinsen an. Tagesgeldvergleich.net nahm die INVEST 2016 zum Anlass und sprach mit BIGBANK-Chef Kaido Saar über den Markt in Deutschland und die Entwicklung der Zinsen in Europa.

Wie immer geben wir Ihnen zum Start die Möglichkeit, uns mit drei Sätzen für eine Geldanlage bei der BIGBANK zu begeistern.

Kaido Saar: In aller Kürze zusammengefasst, verfügt die BIGBANK über ein breites Angebot an Festgeldanlagen, deren Laufzeiten von einem Monat bis hin zu zehn Jahren reichen. Dank unseres speziellen Geschäftsmodells können wir unseren Kunden eine überdurchschnittliche Verzinsung dieser Produkte bieten. Hinzu kommt unser exzellenter deutschsprachiger Kundenservice.

Die wohl häufigste Frage lautet: Wie sicher ist eine Geldanlage bei der BIGBANK für deutsche Sparer?

Kaido Saar: Sehr sicher. In dem unwahrscheinlichen Fall eines Zahlungsausfalls sind nach europäischen Standards alle Ersparnisse bis 100.000 Euro durch den estnischen Einlagensicherungsfonds „Tagatisfonds“ abgesichert. Abgesehen davon ist die Finanzlage von BIGBANK sehr gut: Im vierten Quartal 2015 lag unsere Kernkapitalquote bei 24,6 Prozent – also wesentlich höher als von den Basel III- Richtlinien vorgesehen. Eine Pleite Estlands ist ebenfalls sehr unwahrscheinlich. Mit 10,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts hat unser Land die niedrigste Staatsverschuldung in der EU. Zum Vergleich: Deutschlands Staatsschuldenquote ist rund sieben Mal höher.

Welche Laufzeiten sind momentan am beliebtesten? Ist die Nachfrage nach Festgeldern mit kurzer Laufzeit in den letzten Monaten gestiegen?

Kaido Saar: Momentan erleben wir die stärkste Nachfrage nach Festgeldanlagen mit einer Laufzeit von ein oder zwei Jahren. Außerdem haben wir eine erhöhte Nachfrage nach Festgeldanlagen mit verkürzter Laufzeit festgestellt: Bis zum vierten Quartal 2015 haben sich 28 Prozent unserer Kunden für eine Festgeldeinlage mit verkürzter Dauer entschieden.

Die besten Geschäftsergebnisse erzielte die BIGBANK 2015 in Litauen und Finnland. Wie wichtig ist der deutsche Markt für die BIGBANK?

Kaido Saar: Dass der deutsche Markt sehr wichtig für uns ist, kann anhand zweier Faktoren erklärt werden. Zum einen ist Deutschland einer der größten Märkte für Festgeldanlagen. Ein Blick auf die Zahlen genügt: In Deutschland gibt es etwa 70 Millionen Sparer. Zum anderen ist Deutschland von einer starken Spartradition geprägt, die nach unserer Erfahrung mehr ist als nur ein Klischee.

Wie sehr verändern Online-Plattformen wie Weltsparen oder Savedo den Markt und sind sie interessant für die BIGBANK?

Kaido Saar: Diese Plattformen steigern die Transparenz und Möglichkeiten, was unseren Kunden natürlich bestimmte Chancen bietet. Wir verfolgen diese relativ neue Entwicklung mit Interesse und schließen eine Kooperation in der Zukunft nicht aus.

In Estland haben Sie zuletzt eine mobile Kreditkarte auf den Markt gebracht. Werden Sie zukünftig auch weitere Produkte in Deutschland einführen?

Kaido Saar: An sich sind wir natürlich aufgeschlossen für die Einführung neuer Produkte auf dem deutschen Markt. Und wenn die mobile Kreditkarte in Estland gut aufgenommen wird, warum nicht auch es in Deutschland versuchen. Konkret planen wir derzeit jedoch erstmal keine weiteren Produkteinführungen für den deutschen Markt. Vielmehr wollen wir an unserem Geschäftsmodell festhalten und uns auf die Weiterentwicklung und Verbesserung unserer Kernleistung fokussieren. So haben wir im letzten Jahr verkürzte Laufzeiten beim Festgeld vorgestellt.

Sind Fremdwährungskonten als Anlage denkbar?

Kaido Saar: Nein, für deutsche Sparer bleiben wir beim Euro.

Viele Banken bieten inzwischen VideoIdent an Ist das auch ein Thema für die BIGBANK?

Kaido Saar: Aktuell läuft der Identifikationsvorgang klassisch über die Postzustellung. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Bisher planen wir in diesem Bereich keine Änderungen. Wir sind allerdings offen für Neues und würden eine Implementierung in Betracht ziehen, falls die Nachfrage nach VideoIdent maßgeblich steigt.

Das angelegte Geld der deutschen Sparer verleiht die BIGBANK in anderen Staaten als Kredit. Wie sehr wird Ihr Geschäftsmodell durch sinkende Zinsen beeinflusst?

Kaido Saar: Nicht nur in der Eurozone sind die Leitzinsen niedrig, sondern auch etwa in Litauen oder Finnland. Deshalb mussten wir nicht nur die Zinssätze für Festgeldeinlagen anpassen, sondern ebenfalls für Kredite, die wir in eben diesen Ländern ausgeben. Unser Kreditbestand ist gestiegen, was angesichts der lockeren Geldpolitik zu erwarten war. Refinanzierung als solche ist einfacher geworden – einer der Gründe, warum wir immer noch überdurchschnittliche Zinssätze anbieten können.

Wie schätzen Sie die Entwicklung der Sparzinsen in den kommenden Monaten ein?

Kaido Saar: Obwohl die FED nach sieben Jahren eine Wende ihrer Geldpolitik gestartet hat, hat sich der Zinssatz bisher nur minimal geändert. Eine ähnliche Entscheidung der EZB erwarten wir auf kurze Sicht allerdings nicht. Banken und Sparer müssen sich längerfristig auf Niedrigzinsen einstellen, weitere Zinssenkungen können nicht ausgeschlossen werden. Für Sparer wird es immer wichtiger werden, nach attraktiven Investments Ausschau zu halten.

Interview: Mario Hess - 25.04.2016