Interview mit Christian Tiessen, Mitgründer von Savedo
"Savedo ist Wasser für die Zins-Wüste"
Bessere Zinsen mit Festgeld im EU-Ausland – Interview mit Christian Tiessen, Mitgründer und Geschäftsführer des Zinsportals Savedo.
Wie immer starten wir damit, dass Sie uns in drei Sätzen erklären sollen, weshalb Sparer über Savedo ihr Geld anlegen sollen. Überzeugen Sie uns.
Christian Tiessen: Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, Sparern bessere Zinsen und höhere Renditen im europäischen Ausland zu vermitteln. Außerdem erhält der Kunde bei uns alles aus einer Hand, z. B. deutschsprachigen Service, deutsche Kontoeröffnungs- und Steuerdokumente. Wir sind Ansprechpartner in jeder Situation. Übrigens: Seit kurzem sind wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich tätig.
Wie funktioniert die Anlage bei Savedo? Der Kunde legt sein Geld auf einem Festgeldkonto im Ausland an?
Christian Tiessen: Im Prinzip sehr einfach. Der Kunde kommt zu unserem Online-Portal, wählt dort ein Festgeld mit zugehöriger Laufzeit, durchläuft eine kurze Antragsstrecke und erhält abschließend ein Kontoeröffnungsdokument. Dieses Formular druckt er aus, geht damit zur Post und führt das PostIdent-Verfahren durch. Ist alles erfolgreich absolviert, eröffnen wir zwei Konten – ein Verrechnungskonto bei der deutschen biw AG und das entsprechende Festgeldkonto im EU-Ausland. Der komplette Vorgang ist selbstverständlich kostenfrei.
Gibt es Auswahlkriterien, welche Banken als Kooperationspartner in Frage kommen?
Christian Tiessen: In einem der ersten Schritte treffen sich unsere Spezialisten zu Gesprächen vor Ort mit Ansprechpartnern der Bank. Wir prüfen wichtige Faktoren: Handelt es sich um stabile Finanzinstitute. Stimmt die Liquidität? Werden Gewinne erwirtschaftet? Abgefragt werden klassische KPIs (Key Performance Indicator – Leistungskennzahlen – Anm. d. Red.). Sind die Kennziffern stimmig – und verlaufen die Gespräche zufriedenstellend, erst dann starten wir den eigentlichen Kooperationsvorgang. Vor Vertragsunterzeichnung prüfen wir gemeinsam mit der Risiko-Controlling-Abteilung unseres deutschen Partnerinstituts die ausländische Bank. Letztlich muss zudem der Vorstand unserer Partnerbank in Deutschland zustimmen. Insgesamt haben wir einen dreistufigen Prozess entwickelt, den jede Bank durchlaufen muss. Abschließend braucht es dann noch die Genehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Deutsche Sparer sind sehr sicherheitsorientiert. Wie ist es um die Sicherheit bei einem Festgeldkonto über Savedo bestellt und gibt es ein Währungsrisiko?
Christian Tiessen: Sicherheit fängt bereits bei Datensicherheit und Datenschutz an. Wir sind z. B. TÜV-zertifiziert und verfügen über einen eigenen Datenschutz-Beauftragten. Weiter geht es damit, dass wir nur Anlagen in Euro anbieten, d. h. es gibt kein Währungsrisiko. Nicht zuletzt sind bei Savedo nur Anlagen bis 100.000 Euro möglich. Innerhalb dieses Rahmens sind Einlagen pro Kunde und Bank durch den jeweiligen Einlagensicherungsfonds gedeckt – unabhängig davon, in welchem Staat der EU sie ihr Geld anlegen.
Werden Sie künftig auch Fremdwährungskonten anbieten?
Christian Tiessen: In Zukunft ist das durchaus denkbar – kurzfristig aber nicht angedacht. Aktuell wollen wir den Kunden bessere Renditen mit hoher Sicherheit anbieten.
Wie funktioniert das Geschäftsmodell von Savedo?
Christian Tiessen: Savedo agiert als Vermittler. Wir erhalten von den Partnerbanken im EU-Ausland, für die wir im Neukundengeschäft tätig sind, eine Vermittlungsprovision. Diese Provision deckt auch die Kosten aller Leistungen, die wir für unsere deutschen bzw. österreichischen Kunden erbringen. Alle Servicedienste inklusive der Kontoführung sind entsprechend für den Anleger kostenlos.
Derzeit beschränkt sich das Angebot von Savedo auf das Festgeld der tschechischen J&T Banka. Geben Sie uns einen Ausblick auf das Jahr 2015: Welche Anbieter darf der Kunde bei Savedo 2015 erwarten?
Christian Tiessen: Wir verstehen uns als Marktplatz. Ganz konkret wird es neben J&T Banka in den nächsten Wochen Angebote von weiteren Finanzinstituten auf Savedo geben. Nähere Einzelheiten dazu in Kürze – es wird sich aber weiterhin um Partner aus EU-Ländern mit stabiler Basis handeln.
Hinsichtlich unserer Entwicklung 2015: Für uns ist es primär wichtig, die Nutzererfahrung für unsere Kunden stetig zu verbessern. Wir haben z.B. das VideoIdent-Verfahren angesprochen. Darüber hinaus wollen wir Prozesse generell effizienter und schneller gestalten. Außerdem sehen wir uns neben Deutschland und Österreich auch andere Märkte an – das sind alles Themen, die wir für 2015 auf dem Radar haben.
Mit einer Erholung der Sparzinsen ist bestenfalls 2016 zu rechnen. Wie schätzen Sie die Entwicklung für deutsche Sparer aktuell ein?
Christian Tiessen: Ich schaue am liebsten auf Fakten und was der Markt derzeit widerspiegelt. Ein Trend ist, dass die Zinssenkungen bei den deutschen Finanzinstituten weiter fortschreiten – partiell gilt das ebenfalls für ausländische Banken. Mit einer Erholung des Sparzinsniveaus rechne ich in den nächsten 16 bis 24 Monaten kaum. An dieser Stelle kann Savedo die „Zins-Wüste“ für den deutschen bzw. österreichischen Sparer etwas angenehmer gestalten, in dem wir attraktive Festgeldangebote im Ausland vermitteln.
Interview: Mario Hess - 04.05.2015