Weltspartag 2018:66 Milliarden Euro in zwei Jahren verschenkt
Ja, auch 2018 gibt es wieder einen Weltspartag – trotz der weiterhin Sparzinsen. An der Ausgangssituation hat sich in den vergangenen 12 Monaten wenig getan. Die Sparer erhalten beim Sparbuch durchschnittlich gerade noch 0,02 Prozent Zinsen (Vorjahr: 0,03 Prozent). Tagesgelder werden im Schnitt immer noch mit 0,18 Prozent verzinst (Stand: 09/2018). Dieser Wert ist seit mehr als zwölf Monaten stabil. Aufwärts geht allerdings vorerst nichts. Immerhin: Es gibt einen Lichtblick. Das Ende der Niedrigzinsphase scheint in Sicht. Wir werfen – wie gewohnt – einen Blick in die Glaskugel und berechnen, was die Sparer ihren Banken in den letzten 12 Monaten geschenkt haben.
Wie sieht es mit der Zinswende aus?
Der Kurs wird gehalten, aber die Zielflagge ist zumindest in Sicht. Im Oktober 2018 gab die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen ihrer Ratssitzung bekannt, dass Leitzins (0,00 Prozent), Spitzenrefinanzierungszinssatz (0,25 Prozent) und Einlagenzins (-0,40 Prozent) bis mindestens „über den Sommer 2019“ hinaus auf diesem Niveau bleiben sollen. Zwischenzeitlich wurde allerdings das Volumen des Anleihekaufprogramms von 30 auf 15 Milliarden Euro halbiert und soll zum Jahresende endgültig auslaufen. Bis dahin wird das Gesamtvolumen der gekauften Anleihen rund 2,6 Billionen Euro betragen. Die Einnahmen aus fälligen Titeln sollen indes weiterhin investiert werden.
Kurzum: Bis Sommer 2019 sind steigende Zinsen weitestgehend ausgeschlossen. Danach wird die Zentralbank wohl zunächst den Einlagenzins und danach die Leitzinsen in kleinen Schritten wieder in die Normalität führen. Wir entdecken insofern ein ganz kleines Licht am Ende des Nullzins-Tunnels. Experten rechnen mit einem positiven Leitzins frühestens Ende 2019 oder Anfang 2020. Übrigens: Die Amtszeit Mario Draghis als Präsident der Europäischen Zentralbank endet am 31. Oktober 2019.
Info: StatistikenAktuelle Statistiken zu Leitzinsen, Geldvermögen, Sparvolumen u. v. m. finden Sie unter hier >>
Wie hat sich die Talfahrt der Sparzinsen auf das Sparverhalten in Deutschland ausgewirkt? Antwort: Nur wenig. Die Deutschen legen immer noch monatlich immense Beträge in klassischen Sparanlagen an bzw. parken das Geld auf dem Girokonto. Wir betrachten die Zahlen des Neugeschäfts der Banken für täglich fällige Einlagen privater Haushalte in den letzten zwei Jahren. Im Oktober 2016 lag der Wert bei 1.184,012 Milliarden Euro. Ein Jahr später, d. h. im Oktober 2017 kletterte das Neugeschäft in diesem Bereich auf 1.285,601 Milliarden Euro. Stand heute liegt der Wert bei 1.383,683 Milliarden Euro. Insgesamt ein Plus von rund 16,8 Prozent.
In den vergangenen 24 Monaten ging das Neugeschäft der Banken für täglich fällige Einlagen privater Haushalte nur in einem Monat zurück. Im Januar 2018 sank der Wert um -0,21 Prozent auf damals 1.319,368 Milliarden Euro.
Wir werfen hier noch einen Blick auf das generelle Geldvermögen privater Haushalte sowie den Anteil an Bargeld und Sichteinlagen. Wie in unserer Statistik ersichtlich, kletterte der Wert im 2. Quartal 2018 auf 5.977 Milliarden Euro. Die Vermögensuhr macht deutlich, dass inzwischen die 6-Billionen-Euro-Grenze gefallen sein muss. Der Anteil von Bargeld und Einlagen umfasste Ende Juni 2018 rund 2.371 Milliarden Euro, was etwa 40 Prozent des gesamten Geldvermögens der Privathaushalte hierzulande entspricht.
Langfristig: 66,5 Milliarden Euro verschenkt
Langfristig gesehen wirkt sich das konservative Anlageverhalten der Deutschen negativ aus. In unserem Beispiel berechnen wir, wie hoch die Rendite einer 10.000-Euro-Anlage wäre, wenn sie in den letzten 24 Monaten als durchschnittliches Tagesgeld bzw. als Top-5-Tagesgeld oder als 24-monatiges Festgeld sowie in Aktien (Basis: DAX30) angelegt worden wäre.
Innerhalb von 2 Jahren wären beim durchschnittlichen Tagesgeld gerade einmal 40,00 Euro an Zinsen zusammengekommen. Bei einer Anlage, die jeweils zu den Top 5 im Tagesgeldbereich gehört hätte, läge die Rendite nach 2 Jahren bei immerhin 176 Euro (Ø). Läge das Geld seit 24 Monaten auf einem soliden Festgeldkonto, erhielten wir eine Verzinsung von 1,65 Prozent p. a., was 330,00 Euro entspräche. Zum Vergleich: Die Anlage in Aktien (DAX30-Werte) erzielt in den zwei Jahren ein Plus von 6,02 Prozent – trotz der aktuellen Kursverluste. Insgesamt liegt der Gewinn damit bei 602 Euro.
Anmerkung: Die Berechnung bezieht sich auf die Entwicklung eines Indizes und wir vernachlässigen Kosten für eine etwaige Depotführung oder für Käufe und Verkäufe. Zudem weisen wir daraufhin, dass Kursrisiken bei Aktien bestehen.
Ergebnisse des Sparverhaltens in Deutschland
Jahre | 2016-2018 | 2017-2018 |
---|---|---|
Tagesgeld | 0,40% | 0,18% |
Tagesgeld Top 5 | 1,76% | 0,83% |
Festgeld | 3,30% | 1,26% |
Wertpapiere DAX30 | 6,02% | -14,53% |
Quelle: Tagesgeldvergleich.net |
Kurzfristig: Keine Verluste in den letzten 12 Monaten für klassische Sparer
Nicht verschweigen wollen wir indes, dass die aktuelle Entwicklung an der Börse die Kurse deutlich ins Minus geführt hat. Wer im Oktober 2017 sein Geld als Tagesgeld oder Festgeld geparkt hat, erzielt – zumindest in unserer 12-Monatserhebung – das bessere Ergebnis. Demnach sackte der DAX30 im Zeitfenster der Erhebung um satte 14,53 Prozent. Unser Mustersparer besäße entsprechend nur noch 8.547 Euro seiner ursprünglichen 10.000 Euro-Anlage. Das beste Ergebnis: Festgeldsparer erhielten 126 Euro nach 12 Monaten an Zinsen. Nicht üppig, aber immerhin.
Übersicht: Die besten Zinsen für Sparer
So sieht die Lage derzeit aus. In unserer Übersicht finden Sparer die aktuell besten Zinsen für verschiedene Anlagen und den jeweiligen Durchschnittszins.
bis zu
15,00% p.a.
Durchschnittszins
9,90% p.a.
von 10 Angeboten
bis zu
3,75% p.a.
Durchschnittszins
3,47% p.a.
von 3 Angeboten
bis zu
3,40% p.a.
Durchschnittszins
2,62% p.a.
von 102 Angeboten
bis zu
3,40% p.a.
Durchschnittszins
2,67% p.a.
von 74 Angeboten
bis zu
3,35% p.a.
Durchschnittszins
2,40% p.a.
von 89 Angeboten
bis zu
3,25% p.a.
Durchschnittszins
2,30% p.a.
von 83 Angeboten
bis zu
3,25% p.a.
Durchschnittszins
2,25% p.a.
von 60 Angeboten
bis zu
3,00% p.a.
Durchschnittszins
2,32% p.a.
von 15 Angeboten
Die durchschnittliche Rendite berechnet sich jeweils aus der Gesamtzahl der Angebote im jeweiligen Vergleich.
Fazit
Kurskorrektur oder Baisse? Darüber streiten sich die Anlageexperten derzeit auf dem Parkett. Wir gehen davon aus, dass sich die Kurse an der Börse mittelfristig wieder stabilisieren. Betrachten wir die Entwicklung des DAX30 über mehrere Jahre hinweg, so zeigt die Kurve weiterhin eindeutig nach oben. Auf lange Sicht fahren Anleger deshalb besser, wenn sie ihr Geld nicht nur auf Sparkonten parken.
Unsere Empfehlung bleibt bestehen: Abseits einer (täglich verfügbaren) Rücklage von zwei bis drei Monatseinkommen sollte der Sparer nach Anlageoptionen suchen, die eine positive Realrendite sichern. Mit klassischen Sparanlagen kommt hier niemand mehr besonders weit. Wertpapiere sind hingegen interessanter. Für Einsteiger empfehlen wir Fonds- oder ETF-Sparpläne. Bei Einzelwerten steigt das Risiko eines Verlusts deutlich an, weshalb sich der Kunde vorab näher mit der Anlage beschäftigen sollte. Es gilt generell: Gehen Sie nur so viele Risiken ein, wie sie tragen können. An dieser Stelle sind wir uns mit den Verbraucherzentralen einig. Ebenso in folgendem Punkt: Streuen Sie die Risiken und investieren sie in Anlageprodukte verschiedener Risikoklassen und mit unterschiedlichen Laufzeiten. Dann kann fast nichts mehr schiefgehen.
Tipp: SparpläneFür Einsteiger und regelmäßige Sparer. Monatlich Geld in einem ETF- oder Fondssparplan anlegen. Mehr Infos dazu finden sich hier >>